"Zurück zur Natur" heißt es im Odenwald. Wer hier ankommt, sollte zunächst einmal tief durchatmen und den Blick über das Land zwischen Neckar und Main schweifen lassen. Über dem Neckartal ragt der Katzenbuckel auf und macht Lust, diese abwechslungsreiche Erlebnislandschaft zu entdecken. In den Städten sind von Fachwerkhäusern gesäumte Gassen die Lebensadern. Hier darf man es gerne etwas langsamer angehen lassen, die hübschen Blumengärten bestaunen und sich in einem gemütlichen Café niederlassen. Kulissen für hübsche Fotos und bleibende Erinnerungen gibt es zwischen Erbach und Michelstadt zuhauf.
Staunend wandert der Blick weiter zu den UNESCO-Weltnaturerbestätten Grube Messel und Kloster Lorsch. Stolze Schlösser künden von ruhmreicher Vergangenheit und stille Kapellen versprechen Ruhe und Einkehr. Dazwischen kommt man immer wieder mit den Menschen ins Gespräch, die ihr gemütliches Ländle schätzen und gerne mit einem süffigen Äppelwoi darauf anstoßen. Die Küche ist einfach und deftig und auch an den Dialekt hat man sich schnell gewöhnt. Sind die Odenwälder einmal in Feierlaune, dann wird das kleine Mittelgebirge zur Partymeile. Stimmungsvolle Volksfeste ziehen zigtausend Besucher in ihren Bann. Jedes Dorf lobt sich seine "Kerwe" und auf den Kunsthandwerkermärkten zeigt sich der Odenwald von seiner kreativen Seite. Der Odenwald ist eine Region, die man leicht ins Herz schließt - idyllisch gesellig und charmant.
Genuss und Geselligkeit im Odenwald
Im Odenwald kommt vieles zusammen: eine abwechslungsreiche Landschaft, Sagen und Mythen, stille Dörfer, stolze Schlösser und stimmungsvolle Feste. Wer hier lebt, der liebt seine Heimat und gibt ein Stück davon weiter, sei es beim Auftritt mit der Volkstanzgruppe, beim Werkeln im eigenen Atelier, als Wanderführer oder Gastronom oder einfach als herzlicher Gastgeber beim Ausschenken des Äppelwoi. Ein Sprichwort besagt, dass mit dem Wein auch Lebensart gedeiht. Dem wird man gern zustimmen, wenn man die aufgeschlossenen und geselligen Odenwälder kennen lernt. Wer kann es ihnen verdenken, dass Stress ihnen ein Fremdwort zu sein scheint. Die gemütliche Lebensart macht man sich gern zu eigen, denn es tut gut, ganz bewusst zu genießen, die Natur, die Kultur, das Leben und den Wein. Als Genussmensch ist der Odenwälder gern in den Gastwirtschaften und Weinstuben unterwegs. Die deftige und bodenständige Küche spricht für naturverbundene Menschen, die sich nicht scheuen, harte Arbeit zu leisten, es aber auch verstehen, die Früchte ihrer Arbeit zu genießen. Man braucht hierzu nur über einen Bauernmarkt zu schlendern oder die Auslagen der Kunsthandwerker zu bestaunen. Der Odenwald ist eine Kulturlandschaft, die ihren Bewohnern viel Raum lässt, sich in der Natur zu bewegen, sich inspirieren zu lassen und dabei einen eigenen Lebensstil zu finden und zu pflegen. Wer diese Lebenskunst erlernen möchte, der ist im Odenwald jederzeit ein gern gesehener Gast.
Dialekt im Odenwald
Im Odenwald gibt es nur wenig Verständigungsschwierigkeiten. Auch wenn nicht immer reines Hochdeutsch gesprochen wird, weiß man sich zu verständigen. Das Mittelgebirge liegt an der Grenze des rheinfränkischen und südfränkischen Sprachraumes. Der Dialekt besitzt einige Unterteilungen. So stellen Odenwälderisch und Odenwäldisch Mundarten des Pfälzischen Sprachgebietes dar. Im badischen Teil des Odenwaldes spricht man mit Kurpfälzisch eine weitere Unterart des Pfälzischen. Der Nordwesten des Mittelgebirges zählt zum südhessischen Sprachgebiet. Damit die vielfältigen Mundarten der Region nicht aussterben, hat der frühere Kommunalpolitiker Manfred Pfau im Jahre 2010 eine Initiative gegründet, die von zahlreichen Institutionen Unterstützung erfährt. Wer sich näher mit Sprache und Dialekt im Odenwald beschäftigen möchte, kann zum Beispiel im Bezirksmuseum in Buchen vorbeischauen oder sich in der Volkshochschule Buchen schlau machen.
Odenwälderisch, Odenwäldisch oder was…
Der Dialekt im Odenwald zeigt fließende Übergänge und doch haben sich mit dem Odenwälderisch und dem Odenwäldisch zwei Dialektformen herauskristallisiert. Jede Dialektform nennt ganz bestimmte Wörter ihr eigen und sucht sich, ihre Eigenständigkeit zu bewahren, auch wenn der reine Dialekt immer weniger zu hören ist. Da der Odenwald einst in verschiedene kleinere Herrschaftsgebiete zersplittert war, ist der Dialekt allgemein sehr uneinheitlich und für einen Laien nur schwer auf einen Nenner zu bringen. Es kann durchaus passieren, dass bestimmte Worte und Laute sich von Dorf zu Dorf anders anhören und manchen Auswärtigen vor ein Rätsel stellen. So besitzt das Odenwälderische eine kehligere Aussprache als die übrigen südhessischen Mundarten. Aus diesem Dialekt wurde der allseits beliebte Äppelwoi geboren und auch wer Augen als Aache bezeichnet und zu einem knuffigen Baby Bobbelsche sagt, kommt unverkennbar aus einer Region, wo Odenwälderisch gesprochen wird. Im Südosten des Odenwaldes herrscht Odenwäldisch vor. Dem Dialekt ist es eigen, vermehrt Vokale durch ein "u" zu ersetzen. So wird aus der Sommersonne schnell die Summasunn und aus "woher" macht der Odenwälder ein "wuhea". Im Odenwäldischen hat sich auch das Füllwort "alla" durchgesetzt. Doch sagt der Odenwälder "Alla Tschüss" dann weiß dennoch jeder, was gemeint ist und Sprachbarrieren werden garantiert nicht auftauchen, wenn man im Odenwald unterwegs ist und einen Plausch mit den Einheimischen nicht missen möchte.
Essen und Trinken im Odenwald
Im Odenwald kommt man schnell auf den Geschmack, denn die deftige Bauernküche kennt keine Kompromisse und gibt sich bodenständig und herzhaft. Die Küche ist unverkennbar und so vielfältig wie die Landschaft selbst. Wer trifft sich nicht gern auf einen zünftigen Handkäse mit Musik oder lässt sich Milch, Käse und Wurst direkt auf dem Bauernhof servieren. Kartoffel- und Wildgerichte bilden die Basis der Odenwälder Küche. Die Gastronomen identifizieren sich mit ihrer Region und die Gäste langen kräftig zu, so bei den Odenwälder Lammwochen oder den Kartoffelwochen. Spitzenweine aus der Region runden die Gerichte ab. Entlang der 1996 eröffneten Apfelwein- und Obstwiesenroute Odenwald können sich Besucher durch das kulinarische Angebot schlemmen und dabei erleben, wie Keltereien, Imker und Gastronomen ihrer Heimat verbunden sind und mit Kochkunst und Kreativität neue Impulse setzen.
Kochkäse und Wasserspatzen
Diese beiden Gerichte kennt im Odenwald jedes Kind und sie sind fester Bestandteil auf den Speisekarten. Dabei handelt es sich um einfache Mahlzeiten, welche bereits die Bauern in vergangenen Jahrhunderten satt machten. Um einen typischen Kochkäse zu erhalten, werden Quark oder Schichtkäse für zwölf Stunden in ein Tuch gewickelt. Man lässt die Flüssigkeit über einem Sieb abtropfen. Der trockene Quark wird gesalzen und mit Natron vermischt. Anschließend lässt man wieder einige Stunden vergehen und wartet, bis der Quark glasig wird. Die Masse wird nun im Wasserbad erhitzt und bis zur Cremigkeit gerührt. Verfeinert werden kann der Kochkäse mit Butter, Eigelb oder Sahne. Wasserspatzen sind die Odenwälder Spätzle und ein Gericht, was sehr einfach zuzubereiten ist. Mehl und Eier werden vermengt, bis eine zähflüssige Masse entsteht. Diese schabt man dann mit einem Esslöffel in kochendes Salzwasser. Schwimmen die Wasserspatzen oben, kann serviert werden. Die Spatzen schmecken mit Gulasch oder können auch mit Obstkompott serviert werden.
Trachten im Odenwald
Besondere Bedeutung bei der Tracht im Odenwald besitzt die Haube, die es in verschiedenen Ausprägungen gab. Die älteste Haubenform in der Region ist der Säu oder Schwartenmagen. Diese Haube wurde nach und nach von anderen Haubenformen abgelöst und war im Odenwald auch als Näwwelkabbe bekannt. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Kopfbedeckungen von den Frauen als Schlafhauben getragen. Die Tracht bestand weiterhin aus einem Stück geschnittenen Leinenhemd mit Brustschlitz. Die Unterhosen bestanden aus Leinen oder Baumwolle, waren oft mit Spitzen verziert und blieben im Schritt offen. Die Kniestrümpfe wurden selbst gestrickt. An Sonntagen trug man weiße Socken. Im Alltag durften sie auch farbig sein. Die Röcke waren aus schwerem Tuch oder Wolle. Je mehr Falten der Rock besaß, desto reicher wurde dessen Trägerin eingestuft. Während man um 1800 den Rock noch etwa in Knielänge trug, wurden die Röcke im Laufe der Zeit länger. Die Schürze wurde nach Größe und Breite dem Rock angepasst und bestand, je nach finanziellen Möglichkeiten, aus Leinwand, Tuch oder Baumwolle.
Die Männertracht war eher unauffällig und vielleicht erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen. Als Kopfbedeckung kamen Hut, Dreispitz und Pelzkappe vor. Nicht fehlen durfte auch das Halstuch, welches bei jüngeren Männern auch leuchtende Farben haben durfte. Baumwoll- oder Wollstrümpfe wurden in den Farben weiß und blau getragen. Dazu gesellten sich Kniehosen aus Hirschleder, reich bestickt und ohne Hosenträger getragen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen auch lange Wollstoffhosen auf. Die Sonntagstracht wurde durch eine blaue oder rote Tuchweste komplettiert, welche mit Silber- und Perlmuttknöpfen besetzt war und eine Uhrentasche besaß. Wer die Odenwälder Tracht mit eigenen Augen bestaunen möchte, der sollte die Auftritte der Trachtengruppe des Odenwaldklubs Reichelsheim nicht verpassen. Dem seit mehr als 50 Jahren bestehenden Verein gehören über 100 Mitglieder an.
Wer im Odenwald Menschen in Tracht sehen möchte, der wird sich auf Volkskunstgruppen auf Festen und Veranstaltungen oder auf Schauvitrinen in den Museen beschränken müssen, denn die Tracht im Odenwald wich relativ schnell städtischer Mode und wurde offiziell bereits um 1900 nicht mehr getragen. Die Blütezeit erlebte die Odenwälder Tracht um 1800 bis 1850. Konfessionelle Ausprägungen, wie man dies von der bayerischen Tracht oder auch von Trachten im übrigen Hessen kennt, gab es im Odenwald nicht. Allein an den Hauben der Frauen ließen sich die einzelnen Trachtengebiete grob einordnen.
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